Segel für die DF

Moderator: Uwe

Segel für die DF

Beitrag: #1Beitragvon Arne » 16.05.2014, 14:02


Moin Modellbauer,

die Dragon-Force hat sich in England, Holland und den USA inzwischen sehr stark verbreitet. In Deutschland sind die Boote bisher nur vereinzelt anzutreffen. Ein Grund sind vielleicht die serienmäßigen Segel die doch nicht so recht zum sonstigen Konzept passen und daher als erstes ausgetauscht werden sollten.
Es gibt eine englische Klassenregel die festlegt dass die Segel einbahnig, d.h. ohne Profilierung durch einzelne Bahnen, hergestellt sein müssen.
Dadurch ist es relativ unkompliziert die Segel in Eigenregie herzustellen und dabei ein vernünftiges Ergebnis zu bekommen.

Die englischen Regel schreiben leider auch eine durchgehende Tasche für das Vorliek der Fock vor und den Verzicht auf eine Verstärkung am Vorliek des Großsegels. Meine Segel sind in den Punkten nicht klassenkonform. Sollte sich irgendwann auch in Deutschland die Klasse etablieren werden das sicherlich Punkte sein über die nachgedacht werden sollte. Dazu gehört auch die Beschränkung der Größe und Ort für das Herstellerlogo :)

Puh, wie soll da einer Arbeiten können. Erstmal aufräumen ;)
unordnung.jpg


Besser!
werkzeug.jpg


Als Werkzeug brauchen wir:
- Schneidunterlage, min. DIN A4
- Rollschneider mit einer guten Klinge (mein Favorit ist Fiskar, bloß keinen Rollschneider für 2,95€ vom Grabbeltisch nehmen)
- Stahllineal, gerne ein langes und ein kurzes
- Schere. Auch hier ist mein Favorit Fiskar
- kleiner Hammer
- Faserschreiber, wasserfest
- Locheisen
- ....

Material
• Gittermylar mit 40g/qm oder Mylarfilm 36 Micron
• Dicke Folie (ich verwende 350 Micron starke Folie)
• Nummerntuch (Verstärkungstuch)
• Doppelseitiges Klebeband

Ganz wichtig ist natürlich ein Radio ;)
radio.jpg

Fabrikat und Typ ist egal, hauptsache aus dem Gerät kommt gute Musik.

Die Größe der Segel ist genau vorgegeben. Dokumente dazu findet ihr auf der englischen DF-Seite http://dragonforce65.com/ oder hier: http://www.x-sail.de/wb/pages/dragon-force.php

Im Prinzip reicht es aus eine Vorlage auf Papier zu machen. Ich habe eine Vorlage aus dicker Folie gemacht, die hält etwas länger.

Zuerst wird der Umriss auf das Segelmaterial aufgezeichnet. Wichtig dabei ist es die Gitterfäden parallel zum Achterliek auszurichten. Eine Abweichung bis 5° spielt dabei keine Rolle.
1_anzeichnen.jpg

Nach dem groben Ausschneiden wird das Vorliek mit Nummerntuch verstärkt.
3_vorliek-kleben.jpg

Dazu schneide ich vorher das Nummerntuch in 5 mm breite Streifen. Die Streifen klebe ich entlang der Markierung ohne Spannung auf das Gittermylar (Mylarfilm), dann werden die Verstärkungen und Segellatten aufgeklebt.
5_latten.jpg



...........................
Zuletzt geändert von Arne am 16.05.2014, 16:15, insgesamt 1-mal geändert.
Arne
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Re: Segel für die DF

Beitrag: #2Beitragvon Arne » 16.05.2014, 14:14


Danach wird das Segel umgedreht und wieder eine Vorlieksverstärkung sowie Verstärkungen aufgeklebt.
7_verstärkungenfertig.jpg

Prinzipiell ist es natürlich auch möglich eine durchgehende Tasche für das Vorstag aufzukleben jedoch ist das für einen Anfänger schwierig herzustellen und das Segel schlägt nicht ganz so leicht um.

Wenn alles aufgeklebt ist wird das Segel zurechtgeschnitten und die ca. 10 mm breiten Taschen einseitig aufgeklebt.
8_zuschneiden.jpg

9_vorliekfock.jpg

Danach werden die Ösen eingeschlagen und das Segel kann montiert werden.
ösen.jpg


Das Großsegel funktioniert im Prinzip genauso, nur das hier nur auf einer Seite eine Vorlieksverstärkung geklebt wird und das im Bereich der Befestigung am Mast noch weitere Verstärkungen aufgeklebt werden. Es reicht aus die kleinen Verstärkungen von einer Seite zu machen, haltbarer wird es wenn die Verstärkungen von beiden Seiten aufgeklebt werden. In die Verstärkungen werden kleine Löcher gemacht (ca. 1mm). Das geht mit einem Lötkolben oder auch einfach mit einem spitzen Dorn.

Fertig
fertig.jpg


Material:
Ich verwende nur noch Gittermylar mit 40 bzw. 70g/qm oder Mylarfilm mit 36 bis 50 Micron. Das Gewicht der Folie hängt mit der Segelgröße zusammen. 23 Gramm Gittermylar würde ich für die DF nicht verarbeiten außer ich erlaube mir den Luxus ein reines Leichtwindrigg zu haben. Das Boot ist vergleichsweise schwer und kann auch bei etwas mehr Wind gesegelt werden. Das leichte Gittermylar ist bei mehr Wind überfordert und wir schnell die Form verlieren.
Icarex verwende ich für die DF bzw. für RG-65 überhaupt nicht mehr. Die Profiltreue ist nur zum Anfang gewährleistet, mit der Zeit, vor allem bei etwas mehr Wind, verlieren die Segel ihre Form.
Verstärkungen:
Ich habe früher keine sternenförmige Verstärkungen gebaut, weil ich nicht wollte das Sternenförmige Falten von den Verstärkungen ausgehen. ;)
Bei sehr leichten Tüchern/Folien vertrete ich noch immer diesen Standpunkt.
Die Verstärkungen nicht um das Segelmaterial herumlegen sondern immer mit der Schnittkante an die Kante des Segels legen. Das sieht nicht nur schöner aus sondern hält auch besser.
Werkzeug:
Mir ist natürlich klar das gutes Werkzeug auch gutes Geld kostet aber wer anfängt seine Segel selber zu machen wird mehr Freude am Bauen und auch an den Segel haben wenn alles etwas leichter und besser geht.
Allgemein: Wer auf Ösen verzichten will kann auch einfach ein Loch mit der Lochzange oder Lötkolben machen. Ich würde zusätzlich eine kleine Verstärkung mit aufkleben.
Segel: Die Vorliekskurve des Vorsegels kann gerade oder mit einer Rundung mit max. 2mm hergestellt werden. Dabei immer daran denken das, dass Vorstag bei etwas Wind durchhängt. Die Vorliekskurve des Großsegels ist ein wenig komplizierter. Zum Ermitteln der Mastkurve das Boot komplett aufriggen (ohne Großsegel), den Mast so trimmen wie man ihn haben möchte, eine große, beschreibbare Unterlage auf einen Tisch legen, den Mast auf die Unterlage legen und die Mastkurve direkt auf die Unterlage zeichnen. Wichtig ist das die Maximale Mastkurve eingestellt ist. Die Mastkurve kann jetzt 1:1 auf das Segel übertragen werden oder es werden nochmal 2 bis 3 mm dazu gegeben. Bei weniger Wind kann der Mast mit weniger Spannung gefahren werden. Dadurch bekommt das Großsegel etwas mehr Profiltiefe. Bei mehr Wind wird der Mast mit mehr Spannung gefahren, das Großsegel wird Flachgezogen. Die Vorliekskurve ist immer wieder schwierig. Bei der DF kommt noch hinzu, dass der Mast aus zwei Teilen zusammengesteckt ist und dadurch nicht immer einen sauberen Verlauf hat.
Die obere Latte nicht bis zum Vorliek durchlaufen lassen. Wenn die Latte durchläuft ist oben kein Profil mehr. Optimal ist es das vordere Ende ca. 20 mm vor dem Vorliek aufhören zu lassen.

Und zum Schluss:
Ich habe noch einen „Bausatz“ liegen. Wer als erster hier schrei(b)t und bereit ist 5,-€ Portokosten (innerhalb Deutschlands) zu übernehmen bekommt den Bausatz (Gittermylar mit aufgezeichneten Umrissen, Nummerntuch, Material für Segellatten, Kreise aus Nummerntuch).
Einzige Bedingung: Ich hätte gerne einen Nachweis das die Segel auch gebaut wurden :)
... zumindest das ein Versuch erfolgt ist.

Bausatz
bausatz.jpg


Ganz wichtig, das Klassenzeichen
schablone.jpg


Da ich für meine DF bereits Segel habe und diesen Segelsatz nur für diesen Bericht angefertigt habe, verkaufe ich den Satz für VB 30,-€ zzgl. Versand. Wer Interesse hat kann sich gerne bei mir melden.


Grüße aus dem Sailloft

Arne
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Re: Segel für die DF

Beitrag: #3Beitragvon Arne » 16.05.2014, 14:20


Das ganze geht natürlich auch für eine "normale" RG-65. Ich glaube gute einbahnige Segel sind erheblich besser als Segel die profilierte Bahnen haben aber schlecht stehen.

Die Frage die sich stellt ist sicherlich welches Material nimmt ein Ungeübter. Die ersten Segel werden bestimmt nichts bzw. werden sie nicht so gut. Gittermylar ist im laufe der Zeit sehr teuer geworden, Icarex auch aber nicht ganz so extrem. Mylarfilm ... das ist nicht ganz einfach zu verarbeiten da es sehr gut klebt und knickempfindlich ist. Ich glaube trotz der Nachteile würde ich Icarex empfehlen, wer schon etwas Übung hat für den ist Mylarfilm ganz gut und für den geübten Modellsegelmacher ist Gittermylar sicher die beste Wahl.


Gruß

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Re: Segel für die DF

Beitrag: #4Beitragvon perle » 16.05.2014, 16:59


Hi Arne,
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
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Re: Segel für die DF

Beitrag: #5Beitragvon arjan » 16.05.2014, 21:42


Arne, möchte zum Vorsegel aufmerken, das die Englische Klassenregel beschreiben das das Vorliek des Vorsegels gerade sein müssen...
War mir erst auch nicht klar, ist später nochmal deutlicher geschrieben und gesagt wurde.

Sonst klasse Beitrag
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Re: Segel für die DF

Beitrag: #6Beitragvon Arne » 16.05.2014, 21:50


Moin Arjan,

stimmt, es muss eine direkte Verbindung zwischen Kopf und Hals sein.
Sobald die Vorlieksverstärkung oder auch eine Tasche aufgeklebt ist wird es aber schwierig eine leichte Rundung von 1-2 mm nachzuweisen ;)


Gruß

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Re: Segel für die DF

Beitrag: #7Beitragvon optimist » 17.05.2014, 15:04


Hallo Arne

Hast eine PN
Gruss aus der Innerschweiz
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Re: Segel für die DF

Beitrag: #8Beitragvon Arne » 17.05.2014, 16:18


Hallo Richard,

du auch ;)


Gruß

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Re: Segel für die DF

Beitrag: #9Beitragvon colombo » 16.07.2014, 18:16


Hallo Arne.
Möchte mir auch eine DF zulegen und habe über die nicht optimalen Segel gelesen.
Hast du deine noch?
Die Seriensegel zu optimieren macht auch deiner Meinung nach Sinn?

Ich freue mich auf eine Nachricht.
Gruss und Danke vorab
Uli
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